Bundesregierung und Wirtschaftsweise senken BIP-Prognose deutlich - Deutschland droht die Stagnation
Laut der Prognose der Bundesregierung wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2024 lediglich um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr wachsen. Damit befände sich Deutschland in einer Stagnation. Die Regierung rechnet für das Jahr 2024 mit einer erheblich schwächeren Entwicklung der Wirtschaftsleistung als noch im Herbst 2023 und korrigierte die Prognose deutlich nach unten. Die Auswirkungen der ansteigenden Preise im Energiesegment und allgemein der hohen Inflation sowie die allgemeine weltwirtschaftliche Schwäche, unter anderem bedingt durch die Folgen des Krieges in der Ukraine, belasten die deutsche Wirtschaft deutlich stärker als noch vor sechs Monaten angenommen. Auch für das kommende Jahr 2025 wurde die Prognose nach unten korrigiert. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, auch Wirtschaftsweise genannt, rechnet im erstmals veröffentlichten Frühjahrsgutachten mit einer ganz ähnlichen wirtschaftlichen Entwicklung. Im Jahr 2024 soll es laut der Prognose der Wirtschaftsweisen zu einem geringen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (preisbereinigt) von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr kommen. Damit korrigieren auch die Wirtschaftsweisen ihre Prognose aus dem Jahresgutachten 2023 deutlich nach unten; im November 2023 wurde noch von einem moderaten Wachstum des BIP von 0,7 Prozent ausgegangen. Ähnlich sieht es bei den Wirtschaftsinstituten aus, die im Jahr 2024 ihre BIP-Prognose bereits aktualisiert haben: alle Institute haben ihre BIP-Prognose für das Jahr 2024 gekürzt, teilweise erheblich. Das Handelsblatt Research Institute (HRI) geht sogar davon aus, dass es auch im Jahr 2024 wieder zu einer Rezession kommt und die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent sinkt. Das IW Köln (Institut der deutschen Wirtschaft Köln) und das IMK (Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung) gingen bereits im Dezember des letzten Jahres davon aus, dass es im Jahr 2024 zu einem weiteren Rückgang der Wirtschaftsleistung und somit zu einer eine Rezession kommt.Bei der Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2025 sind sich die Institute weniger einig: während das Handelsblatt Research Institute (HRI) auch die Prognose für 2025 gesenkt hat und nur noch von einem Wachstum von 0,2 Prozent ausgeht, hat das ifo-Institut die Prognose um 0,2 Prozentpunkte angehoben und geht von einem Wachstum von 1,5 Prozent aus. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch das IWH oder das RWI. Dies zeigt, dass die verschiedenen Institute teilweise zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen; die im März prognostizierten Wachstumsraten für 2025 liegen dabei zwischen 0,2 Prozent und 1,5 Prozent.
BIP sinkt im Jahr 2023 - Deutschland in der Rezession
Deutschland ist im letzten Jahr in eine Rezession gerutscht: Im Jahr 2023 war das deutsche Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt um 0,2 Prozent niedriger als im Vorjahr. Nach der Corona-Krise und dem wirtschaftlichen Einbruch im Jahr 2020 erhoffte sich die deutsche Wirtschaft eine Regeneration in den Folgejahren. Durch den Krieg in der Ukraine, den steigenden Energiepreisen und der Rekordinflation fiel die ökonomische Regenerierung im Jahr 2022 jedoch geringer aus, 2023 kam es sogar zu einer Rezession. Bereinigt man die Wirtschaftsleistung auch noch um den Kalendereinfluss, blieb das Bruttoinlandsprodukt unverändert (preis- und kalenderbereinigt). Nominal, also ohne Berücksichtigung der Preisentwicklung, ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland kräftig gewachsen betrug im Jahr 2023 rund 4,12 Billionen Euro. Im Jahr 2020 ging die Wirtschaftsleistung Deutschlands nach zehn Jahren Wirtschaftswachstum in Folge erstmals wieder deutlich zurück, Grund dafür waren die Auswirkungen der Corona-Krise und der damit einhergehende Shutdown der Wirtschaft. Vor 2020 war das BIP zuletzt im Jahr 2009 zurückgegangen, als Deutschland wie die meisten anderen Länder weltweit von den Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen war. Damit erlebte die globalisierte Ökonomie bereits zwei große Wirtschaftskrisen, zwischen den einige Parallelen und Unterschiede existieren.Wirtschaftsentwicklung in Krisenzeiten
Durch die Corona-Pandemie und dem verbundenen Shutdown der globalisierten Ökonomie rutschte die deutsche Wirtschaft im Jahr 2020 in eine tiefe Rezession - die deutsche Wirtschaft konnte sich in den Folgejahren zwar erholen, die Verluste jedoch nicht innerhalb eines Jahres kompensieren. Nach der Corona-Krise erhoffte sich die deutsche Wirtschaft eine schnelle Erholung, durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine folgte im Jahr 2022 jedoch die nächste ökonomische Krisensituation. Viele europäische Staaten sorgten sich nach dem Angriff um die Versorgung mit russischem Öl und Erdgas, die Energiepreise auf dem Weltmarkt stiegen dadurch rasant und lösten in Deutschland eine Energiekrise aus. In dem Zusammenhang stieg die Inflation in Deutschland im Jahr 2022 auf ein Rekordniveau an, was sich wiederum negativ auf die Kaufkraft und die Binnenkonjunktur auswirkt.Im ersten Quartal 2024 belief sich das saison- und kalenderbereinigte Bruttoinlandsprodukt auf ca. 1.055 Milliarden Euro. Preis-, saison- und kalenderbereinigt wuchs das BIP im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent. Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Investitionen in Bauten und Ausrüstungen im Verglich zum Vorquartal, die Konsumausgaben gingen trotz nachlassender Inflation hingegen zurück. Im Vergleich mit dem gleichen Quartal des Vorjahres ist das BIP im ersten Quartal 2024 preisbereinigt um 0,9 Prozent gesunken. Somit sank die preisbereinigte Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahresquartal schon zum vierten Mal in Folge. Allerdings stand im ersten Quartal 2024 auch ein Arbeitstag weniger zur Verfügung, wird dieser Kalender-Effekt herausgerechnet, war das BIP preis- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent niedriger als in Q1 2023.
Die Bruttowertschöpfung der Wirtschaft in Deutschland betrug im Jahr 2023 rund 3,77 Billionen Euro. Der Wirtschaftsbereich mit dem größten Anteil daran war der Dienstleitungsbereich, in den vergangenen Jahren entsprach dies einem Anteil von rund 70 Prozent. Damit ist der tertiäre Sektor der verschiedenen Dienstleistungen mit Abstand der relevanteste Wirtschaftssektor für die Konjunktur in Deutschland.